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Vorwort zur ersten Ausgabe von ZERL

 

Isolde Burr

1. Juni 2010

urn:nbn:de:hbz:38-75408

 


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Den Auftakt für ZERL bildet eine Dokumentation. Dokumentiert wird das „Kölner Symposium: 50 Jahre Römische Verträge“, das am 13. April 2007 stattfand – wenige Tage nach den Berliner Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge, die in die deutsche Ratspräsidentenschaft fielen, und mit Blick auf den neuen Reformvertrag, der dann am 18./19. Oktober 2007 in Lissabon verabschiedet wurde. Es sollte noch über zwei Jahre dauern, bis nach der Ratifizierung aller Mitgliedstaaten das Reformwerk am 1. Dezember 2009 in Kraft treten konnte.

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Das Symposium war einer der Anlässe an der Universität zu Köln, retrospektiv und prospektiv die Spezifika des Europäischen Integrationsprozesses sichtbar zu machen. So wies auch die Prorektorin Professorin Dr. Barbara Dauner-Lieb zu Beginn des Symposiums in ihrem Grußwort auf die früh eingegangene europäische Verpflichtung der Kölner Universität hin und berief sich dabei auf Konrad Adenauer. Adenauer hatte als damaliger Oberbürgermeister der Stadt Köln in der zentralen Ansprache zur Wiedereröffnung der Universität am 12. Juni 1919 erklärt: „Das hohe Werk dauernder Völkerversöhnung und Völkerverständigung zum Heile Europas zu fördern, wird die besondere Aufgabe der Universität zu Köln sein. Sie soll zeigen, dass zwischen allen europäischen Völkern schließlich doch viel mehr des Gemeinsamen als des Trennenden ist, und so dem wirklichen Völkerbunde dienen.“

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In seiner Begrüßungsrede unterstrich Michael Breuer in seiner Funktion als Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen, die Schwierigkeiten der europäischen Neuorientierung, nachdem im Jahr 2005 der Verfassungsvertrag gescheitert war. Eine Reform der institutionellen Grundlagen ist, so Breuer, essentiell, um Europas Handlungsfähigkeit auch mit 27 Mitgliedsstaaten zu sichern.

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In dem ersten Hauptvortrag thematisierte Professor Dr. Klaus Stern, ein Großmeister der deutschen Staatsrechtslehre, der schon sehr früh und geradezu pionierhaft die Bedeutung der europäischen Integration für die deutsche Staatsrechtswissenschaft hervor gehoben hatte, „die Europäische Union auf dem Weg zur Verfassungsrechtsgemeinschaft“.

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Aus der Sicht des EuGH-Richters stellte sodann Professor Dr. Thomas von Danwitz das Thema „Europäische Rechtsgemeinschaft vor den Herausforderungen von Vertiefung und Erweiterung“ vor. Beide Vorträge geben nicht nur vielfältige Denkanstöße. Sie fordern heraus, wie die jeweils anschließenden Diskussionen zeigen sollten

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Unter dem Motto „Europam esse construendam“, Zitat eines der Gründungsväter der Europäischen Gemeinschaft – des Luxemburgers Joseph Bech (1887-1975) -,fand am Nachmittag eine Podiumsdiskussion statt, in der die Herausforderung des europäischen Einigungsprozesses von der Sechsergemeinschaft mit vier Sprachen zur Gemeinschaft von 27 Staaten und 23 Amtssprachen ein zentraler Bezugspunkt wurde. Einfache Lösungen zeichnen sich in der Sprachenfrage nicht ab. Für die Europäische Rechtslinguistik, die sich mittlerweile in zwei Verbundstudiengängen an der Universität zu Köln etabliert hat, gibt es – so ein Fazit vieler Teilnehmer – viel zu tun.

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ZERL bietet nun die Möglichkeit, diese Beiträge nicht nur nachzulesen, sondern auch nachzuhören. Prof. Stern und Prof. von Danwitz sei für die nachträgliche Bereicherung ihrer Vorträge durch ergänzende Fußnoten für die Veröffentlichung herzlich gedankt.

Köln, den 1. Juni 2010