Abstracts
Abstract Deutsch
Bei Rechtsübersetzungen bereiten Fachtermini oft beachtliche Schwierigkeiten. Es gilt, den genauen Sinn eines fachsprachlichen Ausdrucks innerhalb eines konkreten rechtlichen Kontextes zu erfassen und anschließend im Zieltext unter Berücksichtigung eines anderen Rechtssystems möglichst äquivalent wiederzugeben.
In diesem Beitrag zeigt die Autorin am Beispiel verschiedener Fachausdrücke aus ihrer Übersetzung von Max Webers «Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter» (Sulla storia delle società commerciali nel Medioevo, Rom, 2016), dass nicht nur eine rechtsvergleichende Analyse der involvierten Rechtssysteme erforderlich ist, um die Semantik der Termini zu erfassen, sondern auch ihre rechtsgeschichtliche und sozio-kulturelle Einbettung fortwährend neu beurteilt werden müssen.
Mit einer ausführlichen Besprechung des Terminus Genosse, den Weber für verschiedene Tatbestände in jeweils unterschiedlichen historischen Momenten benutzt, wird belegt, dass beim Transfer in die Zielsprache auf Italienisch il compagno, trotz einer weiten begrifflichen Übereinstimmung, nur selten als adäquate Entsprechung betrachtet werden kann und je nach Kontext verschiedene Ausdrücke benutzt werden müssen. Die anschließende Analyse weiterer Fachwörter wie Gemeinschaft, Rechtssatz, Firma, Vergesellschaftung und der Vorsilbe Sonder- bestätigt, dass Fachtermini innerhalb eines Textes nicht immer mit demselben zielsprachlichen Ausdruck übersetzt werden können.
Abstract English
Technical terms in juridical translations often cause considerable difficulties. The translator needs to first understand the specific meaning of a term within a concrete juridical context in order to find its equivalent in the target text. However, a mere analysis of the legal systems involved is insufficient without a continuous reassessment of the terms within their legal-historical and socio-cultural context.
The focus of this essay lies on the translation of Max Weber’s Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter (Sulla storia delle società commerciali nel Medioevo, Rome 2016). After outlining the work’s peculiarities, it is shown that Weber deliberately uses the term Genosse for different legal contexts in various historical periods. The same approach cannot be chosen in the target language, despite the rather large correspondence to the Italian term compagno. The analysis of other terms (Gemeinschaft, Rechtssatz, Firma, the prefix Sonder-) confirms that technical terms cannot always be translated uniformly within a text.